Der Vohwinkel Fuchs
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Schweres Straßenbahnunglück in Vohwinkel

Königsstraße in Vohwinkel

Die Königsstraße in Vohwinkel.

 

Am Samstag (22.9.1923) abends gegen 5 1/2 Uhr ereignete sich in Vohwinkel auf der Königsstraße ein schweres Unglück. In rasender Geschwindigkeit kam ein Straßenbahnwagen der Rheinischen Bahngesellschaft, der noch einen mit schweren Eisenteilen beladenen Anhänger mit sich führte, die leicht abschüssige Straße von Haan daher und sprang in der Nähe des alten Postgebäudes aus dem Geleise lief noch eine Strecke über das Straßenpflaster und schlug dann um, wobei er ein Schaufenster des Schuhgeschäftes Marzella (Königsstraße 11) zertrümmerte. Ein Fahrgast wurde getötet und 15 Personen erlitten mehr oder weniger schwere Verletzungen. Soviel bis jetzt in Erfahrung gebracht werden konnte hat die Bremse des Straßenbahnwagens versagt. Der Getötete ist der Schwebebahnkontrolleur Pauly. Er stand auf der vorderen Plattform und geriet beim Abspringen unter den in diesem Augenblick stürzenden Wagen.
Er wurde bis zur Unkenntlichkeit zermalmt und seine Persönlichkeit konnte nur an einer Rechnung erkannt werden, die man bei ihm fand. Seine Überreste brachte man in die Leichenhalle des evang. Friedhofes.

Königsstraße in Vohwinkel 1902

Die Königsstraße in Vohwinkel auf einer Postkarte von 1902 (Ausschnitt).

Im Hotel zur Post liegen zwei Schwerverletzte, die Direktrice Emma Kappel aus Brüssel, die erhebliche Kopfverletzungen davongetragen hat, sowie ein Herr, dessen Persönlichkeit noch nicht festzustellen war.

Die Insassen des Wagens ergriff bei der immer rasender werdenden Geschwindigkeit eine begreifliche Panik. Alles drängte zu dem schmalen Türausgang des Wagens. Dessen Anprall gegen das Schaufenster des Schuhgeschäftes wurde durch zwei vor dem Laden glücklicherweise ohne Insassen stehende Automobile gelmildert, die natürlich, ebenso wie das Schaufenster selbst, schwer beschädigt wurden. Die Zeugen des Unglücks, die sich auf der Straße befanden, sahen zunächst nichts, als eine Wolke von Staub und man glaubte anfangs, ein Schwebebahnwagen sei abgestürzt, bis sich nach einigen weiteren Augenblicken der Sachverhalt aufklärte.

Ein glücklicher Umstand war es, daß zur Stunde des Unglücks die Ärzte des Kreises Mettmann in Vohwinkel eine Sitzung hatten. Sie leisteten sofort Hilfe, und die Verletzten wurden rasch von Ihnen verbunden. Es war nicht leicht die Insassen des umgestürzten Wagens aus ihrer bösen Lage zu befreien, was zumeist nur durch die Fenster geschehen konnte, die erst zertrümmert werden mußten. Wirksame Hilfe leistete bei den Aufräumungsarbeiten die freiwillige Feuerwehr, die rasch zur Stelle war.

Hotel zur Post 1902

Hotel zur Post auf einer Postkarte von 1902.

Von einem Augenzeugen, der bei dem Unfall unverletzt blieb, erfahren wir davon noch:

Als der aus einem vierachsigen Triebwagen und einem angehängten Güterwagen bestehende Zug der Bahnlinie Hilden - Vohwinkel die abfallende Straßenstrecke kurz vor dem Vohwinkeler Schwebebahnhof herunterfuhr, geriet er in ein immer schnelleres Tempo.

Die Fahrgäste, die sich bei der immer rasenderen Geschwindigkeit eine starke Aufregung bemächtigte, drängten zur Tür, um sich durch Abspringen in Sicherheit bringen zu können.

Plötzlich gab es einen Ruck. Der Wagen sprang aus dem Geleise, fuhr eine kurze Strecke über die Straße und schlug dann um. Ein dumpfer Krach ertönte, in den sich die Schreckensrufe der Fahrgäste und das Klirren der Fensterscheiben mischten.

Die meisten der in Mitleidenschaft Gezogenen wurden nur durch Glassplitter verletzt. Durch die Öffnung der Oberfenster konnten wir glatt aus unserem Gefängnis befreit werden.



(Text aus dem "General-Anzeiger" für Elberfeld-Barmen vom 24. September 1923.)

Den Text hat freundlicherweise Herr Volker Hingkeldey zur Verfügung gestellt.
Die Bilder zeigen den Ort, jedoch rund zwanzig Jahre vor dem Unglück.
Die Königsstraße heißt heute Vohwinkeler Straße.
Das Hotel zur Post hatte die Hausnummer 13.
Links daneben, Richtung Kaiserplatz, befand sich das Haus Nummer 11.
Im Haus Vohwinkeler Straße 11 befindet sich heute die Fleischerei Kocherscheidt.
Vor dem Haus Nummer 11 steht die Schwebebahnstütze Nr. 5.


 

Zeitzeugen / Unglück