Der Vohwinkel Fuchs
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Lüntenbeck

Schloß Lüntenbeck um 1898 (Sammlung Udo Johenneken)

Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1898.

 

Schloss Lüntenbeck - gebaut aus Holz und Lehm und Stein

Als Schloss Lüntenbeck erbaut wurde, waren Fachwerk und Holz die gebräuchlichen Baustoffe im Wuppertal. Auch unter den Gebäuden des Lüntenbecker Hofes fallen einige noch heute durch das Schwarz und Weiß ihrer Fachwerkfassaden ins Auge. Das Baumaterial fand sich gewissermaßen vor der Tür: Eichenholz für das Balkengerüst wuchs in den umliegenden Wäldern, Weiden und Lehm für die Ausfachung fanden sich in der Talaue. Die Dächer deckte man damals mit Stroh, das auf den Feldern als Nebenprodukt des Getreideanbaus anfiel.

Elberfeld allerdings brannte im 16. Jahrhundert mehrfach nieder, weil die meisten Häuser aus diesen feuergefährlichen Materialien bestanden. 1825 brach auch in Lüntenbeck ein verheerendes Feuer aus, dem Stallungen, Scheune und Remise zum Opfer fielen. Unter den noch erhaltenen Fachwerkbauten ist auch der Mühlenturm, dessen Holzgerüst sich allerdings hinter der Fassade verbirgt. Auf den zwei Seiten ist der Turm mit Schiefer verkleidet, einem hochwertigen Schutz gegen Regen wie Feuer. Schiefer bedeckt auf die Dächer von Turm und Haupthaus. Das Material konnte nicht aus der näheren Umgebung bezogen werden und erfordert gute Handwerkskunst. Kein Wunder also, dass man sich für die weniger öffentlichen Seiten des Mühlenturms mit geschindelten Fassaden begnügte. Schindeln waren damals so eine Art Schiefer für Ärmere. Die Holzplättchen waren schließlich einfach aus eigenen Bäumen herzustellen. Bei der Restaurierung dagegen mussten die Schindeln aus Österreich beschafft werden.

Für andere Gebäude griffen die Lüntenbecker Herren im 17. Jahrhundert auf Stein zurück. Sichtbar ist der Naturstein an Torbogen und Backhaus. An der Fassade des Haupthauses dagegen verbirgt sich der Stein hinter einer Putzschicht mit farbigem Anstrich. Nach mehrmaligen Umbauten gab man dem Bau im Barock damit ein einheitliches Aussehen. Als so genanntes "adeliges Haus" hatte das Wohnhaus der Herren gehobenen repräsentativen Ansprüchen zu genügen. Die Verwendung von Stein bedeutete damals nicht nur geringere Feuergefahr, sondern auch ein höheres Prestige, denn ein Steinhaus wies den Wohlstand des Bauherrn aus. Der war bei den Freiherren von dem Bottlenberg gen. Schirp vorhanden. Der Stein ließ sich gleich neben dem Schloss brechen. Auch dieser Baustoff erforderte also keine Transportswege. Der Felsen war zwar einfach da, doch das Steine zu brechen, war eine schwere Arbeit und das machte das Baumaterial kostbar. Die "Felsenburg" ist heute jedem Lüntenbecker seit Kindertagen ein Begriff, denn hier lässt es sich ganz schön gefährlich klettern. Das Gestein, das durch den früheren Abbau noch heute als Felswand gut zu sehen ist, besteht aus Dolomitkalk. Der Felsen ist heute als geologisches Naturdenkmal geschützt.

Sand zum Mauern kam übrigens aus einer ebenfalls zum Gut gehörenden Sandgrube auf dem Gelände der heutigen Müllkippe. In den Vertiefungen von Dolinen, die sich im Kalksteine bilden, war nach der Eiszeit der Sand zurückgeblieben. Für den Hausbau in Lüntenbeck und Sonnborn wurde er in mehreren Gruben abgebaut. Fritz Römer pflegte in seiner Kneipe am Sandfeld noch mit dem feinen Sand die Biertische abzuschrubben.

Nach dem Brand hielt ein neuer Baustoff in Lüntenbeck Einzug, der Ziegel. Der damalige Lüntenbecker Herr Carl Ludwig Pithan ließ die abgebrannten Nebengebäude nicht nur umgehend wiederaufbauen, sondern errichtete dazu zunächst eine eigene Ziegelei. Sie befand sich in Broscheid, was die alte Flurbezeichnung der Gegend am heutigen Sportplatz Lüntenbeck ist. Die Ortswahl dürfte sich durch den offenbar dort anstehenden Lehm erklären, den Pithan in der Ziegelei zu Ziegelsteinen und Dachpfannen verarbeiten ließ. So gelang es ihm, in kurzer Zeit ausreichende Mengen eines brandsicheren und modernen Materials zu geringen Kosten zu beschaffen. An Scheune und Stall kann man es sehen. Als der spätere Besitzer Karl Römer dagegen das heutige Ateliergebäude 1906 erheblich erweiterte und aufstockte, erhielt es eine Putzfassade.

Dr. Antonia Dinnebier

 

Schloß Lüntenbeck (Sammlung Udo Johenneken)
Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte (Ausschnitt).

 

Schloß Lüntenbeck um die Jahrhundertwende
Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte um die Jahrhundertwende.

 

Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1902 (Sammlung Frank Werner)
Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1902.

 

Der Torbogen von Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1906 (Sammlung Frank Werner)
Der Torbogen von Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1906.

 

Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1907 (Sammlung Frank Werner)
Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1907.

Der Blick ging über den unterern Teich von Schloß Lüntenbeck zum Haupttor.
Heutzutage sind die Randbereiche des Teiches zugewachsen und solch
ein Blick, von diesem Standort aus, nicht mehr möglich.

 

Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1910 (Sammlung Frank Werner)
Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1910.

Der Weg zum Haupttor der Hofanlage.

 

Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1951 (Sammlung Frank Werner)
Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1951.

Blick durch den Torbogen zum Hauptgebäude.

 

Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1951 - Ausschnitt (Sammlung Frank Werner)
Schloß Lüntenbeck auf einer Postkarte von 1951 (Ausschnitt).

 

Blick Richtung Lüntenbeck von der Ehrenhainstraße 1980 (Foto Dieter Kraß)
Blick Richtung Lüntenbeck im Winter 1980.

Von der Vohwinkeler Ehrenhainstraße aus wirkte
der schneebedeckte Gaskessel fast wie eine
Sonnenscheibe am Horizont.