Der Vohwinkel Fuchs
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Ein Dorf

Cafe Bremkamp

Cafe Bremkamp am Kaiserplatz.

 

Eine Vohwinkelerin erzählt:

Als Vohwinkel noch ein Dorf war . . .

Frau Elise Hofacker ist eine echte Vohwinkelerin. Sie hat als Kind mit ihren Eltern und dem Bruder in der Emmichstraße gewohnt, die damals (1914) noch Gartenstraße hieß. Sie hat 40 Jahre im elterlichen Haus gewohnt und ist dann in die Hammersteiner Allee verzogen.

Frau Hofacker erzählt:

"Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mit anderen Kindern Ball auf der Straße gespielt habe. Da fuhren noch nicht so viele Autos wie heute, sondern drei, vier oder auch mal fünf in der Stunde. Autos hatten sowieso nur reiche Leute oder Ärzte. Man konnte auf der Straße spazieren gehen und es gab noch keine Ampeln.

Alle Nachbarn kannten sich untereinander. Meine Mutter ist in der Schürze um die Ecke zum Einkaufen gegangen. Ich weiß noch, dass auf dem Kaiserplatz die Normaluhr mit der weißen Frau von Persil stand.

Es gab noch eine Reihe Geschäfte, die heute längst geschlossen sind: z.B. das Pelzgeschäft Mendel, Teppichhaus Hinnenberg, Lebensmittel Stromeyer und Tapeten Ackermann. Das Cafe Bremkamp war verlockend, aber hierzu fehlte das Geld. Unser Hausarzt war Dr. Sprave in der Holzstraße, das ist die heutige Lienhardstraße. Er war sehr tüchtig und kam sogar nachts, wenn er gebraucht wurde. Er machte die Hausbesuche erst zu Fuß, hatte aber später ein Auto.

Das Vohwinkeler Feld bestand früher wirklich nur aus Feldern und WIesen, die Bauer Spieker gehörten. Die ganze Familie ist sonntags im Osterholz spazieren gegangen. Geld fürs Cafe gab es nicht, aber meine Mutter packte einen herrrlichen Korb mit Butterbroten, Kuchen und Saft. Das war wunderbar, alles auf einem Baumstamm sitzend, zu verspeisen. Einmal im Jahr sind wir in den Zoo gegangen, das war jedesmal ein großes Ereignis.

Meine Familie gehörte damals schon der Freien Evangelischen Gemeinde an, damals noch in der Falkenhaynstraße in Vohwinkel, heute ist sie ja am Westring. Zum Gottesdienst kamen 260 Personen, da wurde es eng! Hatten wir damals schlechtere Zeiten?

Ich meine eher, daß nichts selbstverständlich war. Wir freuten uns über kleine Dinge und waren insgesamt zufriedener."

Aufgezeichnet von Susanne Oehler.

(Text und Bild vom Cafe Bremkamp aus "Das Blatt"
Informationen des Evangelischen Seniorenheims Vohwinkel
und der Ambulanten Diakonie der Evangelischen Kirchengemeinden
vom Juli 2002.)

Der Veröffentlichung haben freundlicherweise
Frau Elise Hofacker (*07.07.1914 +12.07.2003)
und Frau Susanne Oehler zugestimmt.

 

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