Da haben wir solch ein interessantes Bauwerk und können ohnmächtig nichts am derzeitigen Zustand ändern. Ein Aushängeschild voller Geschichte und voller Geschichten folgt dem Schicksal vieler traditionsreicher Gebäude in unserer Stadt.
Lassen Sie mich vom Entstehen und von den Glanzzeiten berichten, von denen mir Eberhard Spitzer erzählt hat, dessen Familie insgesamt 32 Jahre die Gastwirtschaft betrieb.
1847 - Der 1. Bahnhof in Vohwinkel soll westlich des Marktplatzes gestanden haben. Damals wurden solche Bauwerke den umliegenden Gebäuden im besonderen Charakter des Baustils der Jahrhundertwende angepasst, wie am Bahnhof Zoo noch zu erkennen ist. |
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Ach ja, und dann die Fahrkartenhäuschen - zwei Stück waren es, und die Kontrolleure saßen dort, um mit ihren Zangen die Fahrkarten bei Abfahrt zu entwerten oder sie ganz einzubehalten. ("Fahrkartenknipser"). Auch mit einer Bahnsteigkarte kam man zu den Zügen, und die wurde beim Verlassen des Bahnhofs ebenfalls abgenommen. |
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Noch bevor der neue Bahnhof gebaut wurde, war Vohwinkel schon als Reisestrecke so bedeutend, dass unter der Unterführung zwischen Gleis 5 + 6 ein Aufgang errichtet wurde, und dazu gehörte natürlich ein Fahrkartenschalter, eine Sperre und das obligatorische Kontrollhäuschen. Als dann schließlich der neue Bahnhof stand, wurde dieser Zugang einfach zugemauert. Und es dauerte 80 Jahre, bis zum Erreichen der S-Bahn eben dieser Aufgang wieder geöffnet wurde, diesmal allerdings mit Fahrkartenautomat. Menschen waren nicht mehr gefragt. Dafür Parkraum - Stellflächen für die Pendler, die davon regen Gebrauch machen. Allerdings unser schöner Bahnhof ist vereinsamt, denn hier geht aufgrund dieser günstigen Parkmöglichkeiten kaum noch einer durch. Und wie das so ist, wo die Menschen fern bleiben, tauchen die Schmierer auf und auch diejenigen, die früher die Toiletten nutzen konnten und heute dafür die Bahnhofshalle wählen. Ein trauriger Zustand! Wie gesagt, ohnmächtig müssen wir zusehen, denn die Deutsche Bahn, die immer wieder bezüglich der Zustände angegangen wurde, tut nichts zur Abhilfe. Aber werfen wir lieber einen Blick in die schönen Tage der Vergangenheit. Jeder Bahnsteig verfügte gleich neben den Wartehäuschen über einen Gepäckaufzug, von wo alle Gepäckstücke auf fahrbaren Untersätzen durch Tunnelgewölbe auf Gepäckwagen zum Sortierplatz im Keller oder zum Postgebäude gefahren wurden. Bis 1970 - rund um die Uhr. |
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Bahnsteig 3 + 4 verfügte über ein Häuschen für den Fahrdienstleiter (dunkelblaue Uniform - rote Mütze) und seinen Aufsichtsbeamten, der auch für Auskünfte zuständig war. Alles hatten die beiden Herren im Blick: Personenwagen und Gepäckwagen. Und dann kam die durchdringende Stimme "Vorsicht am Zuge!", die erhobene Kelle, ein greller Pfiff aus der Trillerpfeife und - tsch - tsch - tsch - der Zug setzte sich fauchend in Bewegung. |
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Der "Schienenzeppelin", erbaut von Konstrukteur Franz Krukenberg, brauste auf seiner |
Vor dem Bahnhofsgebäude standen Droschkenkutscher für die vielen Reisenden, aber sie wurden durch die aufkommenden Automobile verdrängt. Die heute dort vorhandenen kleinen Lädchen an der Stützmauer von Gleis 1 waren die ehemaligen Pferdeställe. |
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In den 70er Jahren stand auch schon einmal ein Abriss zur Debatte, was aber durch einen Konservator noch rechtzeitig unterbunden werden konnte. Der nämlich entschied: "Das Gebäude wird erhalten, und die Halle wird im Jugendstil renoviert." Und so geschah es, der Bahnhof erstrahlte in neuem Glanz, bis - ja bis eine Gruppe von Randalierern Streit vom Zaun brach und sich mit Schotter von den Gleisen bewarf. Wände und Fensterscheiben gingen zu Bruch. |
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Überhaupt - die Bahnhofsgaststätte. Hier war die Stelle, wo noch Leben war. Zahlreiche Vereine waren Dauergäste, sei es zum Feiern oder für Versammlungen. Chöre hatten den Saal für ihre Proben gebucht, Familienfeste, Modenschauen, Karnevalsfeten, Hochzeiten, Weihnachtsfeiern und viele Unterhaltungsabende füllten den Spitzer'schen Terminkalender auf Monate im voraus. |
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Traurigen Ruhm erhielt unser Bahnhof, als vor einigen Jahren ein Bankräuber mit einer Rohrbombe die Kasse der inzwischen im vereinsamten Gebäude angesiedelten Bank stürmte. |
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Kartenabdruck: Zweigverein vom Roten Kreuz für den Kreis Mettmann; |
Eine denkwürdige Geschichte gibt es noch zu erzählen. Nach dem 1. Weltkrieg war ein deutscher Soldat ausgewandert und amerikanischer Bürger geworden. Als er 85 Jahre alt war, wollte er noch einmal den "Kirchenbahnhof" sehen und saß dann einige Stunden in dem früheren Wartesaal 1. Klasse, wo er damals beinahe erwischt worden wäre und sich nur durch eine Flucht mit einem vor dem Bahnhof abgestellten Fahrrad retten konnte. Er erkannte nach all den vielen Jahren die Holztäfelung wieder. Hier wollte er noch einmal sitzen. |
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Die Entwicklung der Eisenbahn ging zunächst mit dem rapiden Anstieg der Einwohnenzahlen konform. |
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Erika Osenberg |
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Copyright für den Text: Erika C. Osenberg.
Diesen Text und die Bilder finden Sie in:
Vohwinkel
... die freundliche Ecke Wuppertals
WERWOWAS2002/2003
Ihr Wegweiser durch unseren Stadtteil
Herausgeber: Aktion V
Werbegemeinschaft Vohwinkel e.V.
Verlag J.H. Born GmbH, Wuppertal
Druck: Eugen Huth GmbH & Co. KG
Herbst 2001.
Der Veröffentlichung des Textes auf dieser Webseite
hat freundlicherweise Frau Erika C. Osenberg zugestimmt.